Als ich neulich durch die Straßen spazierte, bemerkte ich einen Mann, der mit handwerklichen Arbeiten an seinem Haus beschäftigt war. Er schien Schwierigkeiten zu haben. Im Näherkommen sah ich, daß er versuchte einen Nagel in ein Fensterbrett zu schlagen – und zwar mit seiner Stirn.

Er schien große Schmerzen zu haben.

Es bedrückte mich ihn so leiden zu sehen, nur um ein Fensterbrett zu befestigen. Ich dachte bei mir: „Hier ist eine gute Gelegenheit, einen Menschen glücklich zu machen, indem man ihm einfach eine bessere Lösung zeigt.“ Ihn darüber beglückt zu sehen, würde außerdem auch mich glücklich machen.

So sagte ich: „Entschuldigen Sie, aber das kann man viel einfacher tun.“

Er hörte auf seinen Kopf gegen den Nagel zu schlagen und wandte mir sein blutüberströmtes Gesicht zu. „Was?“ fragte er. Ich sagte: „Ein Hammer. Das ist ein schweres, an einem Stock befestigtes Metallstück. Man benutzt es, um Nägel einzuschlagen. Damit geht das schneller, und es schmerzt auch nicht beim Benutzen.“

„Ein Hammer, hä?“

„Richtig! Wenn Sie einen haben, zeige ich Ihnen, wie man ihn benutzt, und Sie werden erstaunt sein, wie sehr er Ihnen diese Arbeit erleichtert.“

„Ich glaube, ich habe Hämmer gesehen, aber ich hielt sie für Kinderspielzeug,“ erwiderte der Mann leicht bestürzt.

„Ok, Kinder können auch mit Hämmern spielen, aber was Sie da gesehen haben, waren wahrscheinlich bunte Plastikhämmer. Die sehen zwar ein bißchen wie richtige Hämmer aus, aber sie sind viel leichter und nicht wirklich nützlich zu gebrauchen,“ erklärte ich.

„Oh“, sagte er. Dann fuhr er fort: „Aber Hämmer sind teuer, und es ist billiger, meine Stirn zu benutzen. Ich mag kein Geld für einen Hammer ausgeben.“

Nun doch etwas entmutigt sagte ich. „Aber auf lange Sicht wird sich der Hammer bezahlt machen, denn Sie werden schneller mehr Nägel einschlagen können und weniger Zeit mit der Behandlung von Kopfwunden zubringen müssen.“

„Oh“, machte der Mann nocheinmal. „Aber ich kann mit einem Hammer nicht soviel anfangen, wie mit meiner Stirn,“ erklärte er dann im Ton der Überzeugung.

Ich suchte verzweifelt nach weiteren Argumenten. „Nun - ich bin nicht sicher, wofür Sie Ihre Stirn schon benutzt haben, aber Hämmer sind fabelhaft nützliche Werkzeuge. Man kann Nägel einschlagen, Nägel herausziehen oder kaputte Schränke aufbrechen. Tatsächlich scheinen jeden Tag Menschen wie Sie neue Möglichkeiten zu finden, um einen Hammer zu benutzen. Und ich bin mir sicher, daß ein Hammer all diese Dinge viel besser erledigt, als Ihre Stirn.“

„Aber warum sollte ich auf einmal anfangen, einen Hammer zu benutzen? Alle meine Freunde schlagen Nägel mit Hilfe ihrer Stirn in die Wand. Wenn es da eine bessere Methode gäbe, hätte mir das längst einer von ihnen mitgeteilt,“ entgegnete er.

Jetzt hatte er mich erwischt. „Vielleicht denken alle Ihre Freunde genauso,“ schlug ich tapfer vor. „Sie könnten der Erste sein, der diese neue Arbeitsmethode entdeckt,“ fügte ich voller Begeisterung hinzu.

Er warf mir einen skeptischen Blick aus seinen blutverschmierten Augen zu. „Schauen Sie, einige meiner Freunde sind Zimmermänner von Beruf. Sie werden mir nicht erzählen wollen, die wüßten nicht, wie man am besten einen Nagel einschlägt.“

„Nun - auch professionelle Leute sind manchmal etwas eingefahren und mögen keine Veränderungen,“ räumte ich ein. „Aber ich bitte Sie,“ schrie ich dann verzweifelt. „Sie können doch nicht ernsthaft hier sitzen und mich davon überzeugen wollen, daß Ihre Stirn zum Nägelklopfen geeigneter ist, als ein Hammer!“

Nun doch ziemlich erbost, schrie er zurück .“ Hey, hör mal zu mein Junge, ich habe nun seit vielen Jahren Nägel mit meiner Stirn eingeschlagen. Sicher, anfangs tat‘ weh, aber inzwischen ist es mir zur zweiten Natur geworden!

Außerdem machen‘s alle meine Freunde so, und die einzigen Leute, die ich jemals einen Scheisshammer benutzen sah, waren kleine Kinder! Also nehmen Sie Ihr blödes Kinderspielzeug und machen Sie, daß Sie von meinem Grundstück runterkommen!“

Wie betäubt machte ich einen Schritt rückwärts und stolperte beinahe über eine große Schachtel mit Kopfverbänden. Ich bemerkte ein billiges Preisschildchen auf der Schachtel und darauf eine No-Name-Logo. Ich hatte alles gesehen, was ich sehen mußte.

Dieser Mann war das Opfer einer Gehirnwäsche, wahrscheinlich durch den Wundverbandshersteller. Es war ihm nicht mehr zu helfen. „Lass ihn bluten, zum Teufel,“ dachte ich. „Solche Leute verdienen es, daß sie sich tot bluten“.

Ich lief dahin, glücklich, daß ich nicht nur einen, sondern sogar drei Hämmer besitze. Ich benutzte sie schon in der Schule jeden Tag, und ich benutze sie heute noch jeden Tag bei der Arbeit und ich liebe sie. Ein scharfer Schmerz durchzuckte meinen Magen, als ich an die Zeit dachte, in der ich noch keinen Hammer hatte, lebte aber sofort wieder auf, als mit einfiel, daß heute das Treffen des Hammerbenutzervereins war und ich dort mit allen meinen Freunden über ihre Hämmer reden konnte. Wir würden Witze über alle die Trottel machen, von denen wir wissen, daß sie keinen Hammer haben und uns überlegen, ob wir unser ganzes verfügbares Geld für die fabelhaften neuen Hämmer ausgeben sollen, die gerade auf den Markt gekommen sind.

Dann, wenn ich heimkomme, werde ich wie jede Nacht dasitzen und einen meiner Hämmer benutzen, bis ich vor Erschöpfung schließlich einschlafe. Und am anderen Morgen werde ich erfrischt erwachen, bereit in die Welt hinauszugehen und es an alle Nicht-Hammer-Nutzer hinauszuposaunen, daß auch sie ein Hammerbenutzerexperte werden können, so wie ich.